Südafrika und meine Arbeit hier

November 17th, 2007

Bevor zum heutigen Inhalt komme, möchte ich erst noch ein paar Zeilen zu meinem Alltag schreiben, konkret zum Thema Musik. Ich bin jetzt schon ein paar Mal mit in Kokkies Auto gefahren und bin oft auf ein Bier bei ihr und Jan in der Lapa. Dort habe ich dann immer wieder mal afrikaanse Musik gehört, bei der ich immer wieder dachte: Das kenn ich doch. Also habe ich mich nun heute Morgen hingesetzt und habe Kokkie eine CD mit deutschen Schlagern gebrannt. Ich sage nur Ibo, Jürgen Drews, Costa Cordalis, DJ Ötzi und Udo Jürgens. Sie war ganz aus dem Häuschen und diese CD dudelt nun in einer ohrenbetäubenden Lautstärke über das ganze Grundstück. Wie gut, dass keine Gäste da sind. Für alle, die mich nicht ganz so gut kennen, ich hasse Schlager! Der eifrige Leser wird sich nun bestimmt fragen, wieso hat sie dann so eine Musik? Nun, ich habe doch eine zeitlang in einer Kneipe den Karaokeabend musikalisch begleitet und da braucht man auch den ein oder anderen Schlager.
Nun gut, ich sitze hier nun und erwische mich immer wieder, wie ich ‚Ein Bett im Kornfeld’ oder ‚Ole wir fahr’n in Puff nach Barcelona’ mit singe. Schrecklich!

Aber nun mal zum Thema des heutigen Berichtes. Ich werde immer wieder gefragt, was machst du überhaupt in Parys, was ist deine Aufgabe und erzähl doch mal ein bisschen. Also gut! Aber habt bitte Verständnis, dass ich nicht allzu tief ins Detail gehe, denn ich habe schließlich eine Schweigepflichterklärung unterschrieben.
Ich arbeite in einem Dare Care Centre, so was wie eine Tagesstätte, für Kinder, die durch die Krankheit AIDS zu Waisen geworden sind. Es gibt in Südafrika keine oder kaum Waisenhäuser wie wir sie kennen. Hier leben Waisen bei der Großmutter, Tante, älteren Geschwistern oder anderen Familienangehörungen. Da diese Familienangehörigen meist selber krank und/ oder arbeitslos sind und die Waisen oft keine oder kaum eine Waisenrente bekommen, ist die familiären Situation mehr als katastrophal. Die Kinder tragen zerrissene Kleidung, haben oft keine Schuhe und das tägliche Essen ist häufig sehr karg oder fällt ganz aus. Dies gilt ebenso für die medizinische Versorgung. Es gibt zwar in Südafrika ‚free-health-care’, dass heißt, das die medizinische Grundversorgung kostenlos ist, allerdings sind die Kliniken überlaufen und nicht flächendeckend angesiedelt. Die Wege sind oft sehr weit und die Großmütter schaffen den Weg nicht.
Um diese Situation etwas aufzufangen, hat der ASB ein Day Care Centre im Township Tumahole errichtet. Im Centre arbeiten 5 Frauen (Josephine – Managerin; Evodia – Verwaltungskraft; Anita – Reinigungskraft; Alina und Maria – beides Köchinnen) und Isaak (Nachtwächter). Das Centre ist der Zeit von 6:45 – 16:00 Uhr geöffnet und bietet 196 registrierten Kindern Frühstück und warmes Mittagessen. Die Kinder sind im Alter von 3 – 17 Jahren, sind sowohl HIV positiv als auch negativ. Jetzt haben wir gerade 3 neue Kinder aufgenommen, wo bei zwei Kindern eine TB vermutet wird. Ziel der Einrichtung ist es, den Kindern gutes Essen, Erziehung und ein Heim zu bieten, weiterhin sollen die Angehörigen entlastet werden.
Nun komme ich zu meiner Aufgabe. Mein Auftrag ist die Kontrolle und Steuerung dieses Projektes. Und nun wird es etwas kompliziert. Das Centre ist ein eigenständiger Verein, der sich aus der monatlichen fixen Spende des ASB finanziert. Der ASB hat mich nun hierhin gesandt um sozusagen zu kontrollieren, dass das Geld auch wirklich bei den Kindern ankommt und sinnvoll verwendet wird. Klar werden von der Spende auch die Gehälter des Personals und die Betriebskosten bezahlt, aber der Löwenanteil soll für die Versorgung und Betreuung der Kinder benutzt werden.
Meine Aufgabe ist nun sehr vielseitig. Ich bin in gewisser Hinsicht Buchprüfer, Finanzoptimierer, Kontrolleur, Einkaufsberater, Animateur, Sozialarbeiter, Berater in Erziehungsfragen, Mentor für die Ladies, Anleiter für Kinderbeschäftigung, Kundschafter, Recherche-Betreiber, Spion für Deutschland also eigentlich Mädchen für alles.
Im Moment habe ich mein Hauptaugenmerk auf die Finanzen gerichtet, denn da läuft nicht wirklich alles rund. (Mehr kann ich dazu nicht sagen)
Wenn der Bereich der Finanzen abgeschlossen ist, werde ich mich in den Bereich der Kindererziehung und – beschäftigung begeben, denn im Moment wird im Centre nur das warme Essen gereicht und die Kinder sind zum großen Teil auf sich selber gestellt. Ich denke, dass man hier noch einiges verändern und optimieren kann. Aber alles der Reihe nach, denn im Moment kratze ich schon sehr an der Kompetenz der Ladies und die lassen mich das auch spüren. Vorne rum sind alle nett und freundlich aber hintenrum muss man Angst haben, dass Steine nach einem geworfen werden.
Ich hoffe, ich konnte Euch allen einen kleinen Einblick in mein Arbeitsfeld geben.
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende, schicke Euch allen ein paar wärmende Sonnenstrahlen, denn davon habe ich mehr als genug und werde Euch weiterhin mit Impressionen meines Lebens füttern.
Der Bericht über die Männer in Südafrika wird noch etwas warten müssen, denn darüber gibt es einfach nichts zu berichten.

Erläuterungen:

Steffi, die wilden Tiere Teil II und weitere Überraschungen

November 5th, 2007

Meine lieben Leser, ich finde, ich habe mir den Namen Batgirl redlich verdient, denn ich hatte die Begegnung der 3. Art.
Es ist Sonntag, ein sehr heißer Tag (30 Grad), keine Wolke am Himmel und die Sonne brennt. Ach ich hab ja so eine Sonnen-Markise direkt vor meiner Tür, die kannste doch aufmachen, dann knallt die Sonne nicht so in dein Zimmer und es ist vielleicht etwas kühler. Kaum gedacht, schon getan.
Ich also zu meiner Tür, in den Türrahmen in die sengende Sonne gestellt, die Kordel gelöst und die Markise über mir mit Schwung aufgehen lassen. Tja leider hatte ich die Rechnung ohne meine Freundin ‚batgirlie’ gemacht. Diese betrachtete nämlich die Falten meiner Markise als idealen Schlafplatz. Als sich also die Markise mit Schwung öffnete, bildete diese eine Art Katapult für ‚batgirlie’ und schleuderte mir diese förmlich gegen den Körper.
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie wir beide reagierten. Nein, wir fielen und nicht Freudestrahlen in die Arme. Im Gegenteil, wir schrieen uns an. Ich schrie, weil ich mich zu Tode erschrocken habe und ‚batgirlie’ schrie wahrscheinlich wegen der sengenden Sonne und sie anscheinend nicht ihre Power-Sonnenbrille trug.
Ok, keine von uns beiden zerfiel zu Staub. Ich rettete mich mit zitternden Knien in mein Häuschen und sie rettete sich schreiend unter ein Dach ins Dunkle. Ich hoffe dies war ihr eine Lehre, denn von mir aus kann sie mit ihren Freunden unter meinem Dach wohnen, aber doch nicht in der Markise direkt über meiner Tür.
Mir war es eine Lehre, ich versuche nun immer die Markise über Nacht aufzulassen, damit sie keine Kojen zwischen den Falten bildet.

Dies war aber noch nicht alles, denn der Sonntag hatte noch eine weitere Überraschung parat. Gegen 13 Uhr versuchte ich mir ein Toast zu toasten. Ja genau, ich versuchte, denn irgendwie wollte das Scheiss-Ding nicht meinen Toast in sich behalten. Ich drückte den Kopf runter und – schwupps – die Brotscheiben sprangen ungetoastet wieder aus dem Toaster. Nach mehreren Versuchen untersuchte ich den Toaster. Mach ich auch alles richtig, ist der Stecker drin und so weiter. Aber alles schien in Ordnung. Ich wagte noch einen Versuch als mein Cellphone klingelte. Kokkie war am Telefon und erzählte mir, dass mal wieder ganz Parys ohne Strom sei. Sie hätte schon die ‚municipality’ angerufen, man könnte – wie sonst auch – keine Auskunft geben. Nun gut, dies scheint hier, wie vieles auch, also normal zu sein.
Nun gut einen Sonntag ohne Strom, somit ohne TV, Musik, Aircondition und so weiter. Wie gut, dass das Tor einen Akku hat, denn so fuhr ich mal ins Grüne.
Allerdings ist das Aufeinandertreffen mit fremden Menschen Zurzeit etwas komisch, denn ich werde immer etwas seltsam angeschaut. …

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Der Grund ist ganz einfach, ich hatte am Freitag eine Begegnung mit meiner Autotür und ich habe mir am linken Oberarm einen großen blauen Fleck geholt. Dieser Fleck wirkt etwa so, als ob ich jemand festgehalten oder geschlagen hätte. Ich werde demnach sehr mitleidig angesehen, als ob mein Freund mich geschlagen hätte. 

Aber noch mal zurück zu den wilden Tieren. Ich werde noch zum Ornithologen, denn morgens kann man im Garten herrlich Vögel beobachten. Hier mal zwei Bilder. 

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Und noch etwas: Es gibt nicht nur unter meinem Bett Tauben, sondern auch in Südafrika. Kokkie hat am Freitag ein Tauben-Küken im Garten gefunden und es sofort adoptiert. Sie hat ihm ein Nest mit wärmendem Körnerkissen in einem Schuhkarton gebaut und füttert es mit Wasser und Porridge.
Ist das Küken nicht cute (niedlich)??

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My lazy weekend

Oktober 28th, 2007

Ich habe euch noch gar nicht an meinen Wochenenden teilhaben lassen, aber dass will ich schnell nachholen. Ich könnte sie auch mit einem Wort beschreiben: „lazy“, aber ich will euch ja auch ein bisschen unterhalten.

Heute ist Sonntag, es ist ein schöner sonniger Tag. Ich bin um 5:45 Uhr aufgestanden, habe ein bisschen Zeit im Badezimmer verbracht und bin dann mit Kaffee und einer lecker südafrikanischen Zigarette der Marke Princeton eine Runde durch den Garten gegangen. Mein erster Blick gilt natürlich wie jeden Morgen dem Pool. Welchen Zustand, welche Farbe und welchen Geruch hat er. Der weniger eifrige Leser wird nun denken, wieso denn dass?

Also gut, nach den letzten starken Regenfällen in der letzten Woche ist der Pool zu einem „frog pond“ mutiert. Das Wasser veränderte von Tag zu Tag seine Farbe – von blau zu türkis zu grün zu dunkelgrün über braun-grün zu schwarz. Klar änderte sich nicht wirklich die Farbe des Wassers, aber es wirkte so. Es bildeten sich glitschige schleimige Algen und weißer Schaum, der Stark nach altem Fisch roh, auf der Wasseroberfläche. Ein „stinky frog pond“ eben. Da will man halt als Ausgleich zum harten Arbeitstag mal die Füße ins Wasser halten oder ein paar Bahnen schwimmen, aber Pustekuchen, denn der Pool gleicht einem Abwassergraben. Dieser Zustand ist nun schon seit 9 Tagen so. Also was tun? Man kann ja nicht mal eben das Wasser ablassen, ihn säubern und dann wieder auffüllen. Denn der Pool ist etwa 15 Meter lang und 5 Meter breit. Die Wassertiefe an der niedrigen Seite beträgt etwa 1 Meter und er schrägt sich dann nach unten bis auf ca. 2, 5 Meter oder so ab. So nun sind alle Mathematiker gefragt: „Wie viel Wasser fasst der Pool?“

Aber auch die, die dass nicht errechnen wollen, können sich denken, dass es eine Menge Wasser ist. Also musste ein Poolguide kommen. Tja, der sah natürlich nicht so lecker aus, wie die Poolguides im TV, aber er war nun 2-mal da, hat insgesamt 12 Liter von ‚was auch immer’ in den Pool gekippt und es wirkt. An der flacheren Seite kann man schon den Grund sehen und es befindet sich kein Krokodil im Pool, denn das könnte ich nun schon sehen. Aber man weiß ja nie…

Nu aber zurück zum Wochenende. Der Rundgang war gemacht, der Kaffee getrunken und die Zigarette geraucht, was nun. Einmal flott ins Büro, den PC anwerfen und Emails checken. Denn dass klappt morgens und am Wochenende am besten. Super ist die Kombination morgens am Wochenende, denn da ist in Südafrika wohl niemand im Netz. Nachdem das erledigt ist, kann man ja mal Frühstück machen, also ab ins Haupthaus und in einen der unzähligen Kühlschränke (es sind zwei große Kühlschränke und zwei große Eisschränke) geschaut. Hmm, Eier, Speck, Würstchen, Wassermelone, Papaya und Toast, klingt doch super. Schnell gemacht und ab damit vor eine südafrikanische Seifenoper.
Hach das Leben kann schon schön sein…
Jetzt noch schnell gespült, die Küche wieder aufräumen und säubern und dann?Also noch eine Runde durch den Garten, neue Blumen und Blüten bewundern und mal den Pool bei Sonne ansehen. Ja, er wird wirklich von Tag zu Tag besser.
Hmm, wie spät es wohl in Deutschland ist? In Südafrika war es 8:30 Uhr also 7:30 in Deutschland. Es ist bestimmt noch Dunkel, schweinekalt und ich laufe in ‚Tank-Top’, Rock und barfuss durch die Sonne im Garten, nee klar.
Noch ein bisschen auf dem Bett gammeln und ein bisschen TV sehen. Nun ist es hier ‚half past ten’ und ich sitze auf der Terrasse im Garten und unterhalte euch ein bisschen. Klingt alles ganz schön ‚lazy’ aber was soll ich auch schon groß machen. Klar könnte ich mich in meinem schicken Polo setzen und raus fahren, aber alleine…

Leute ihr fehlt mir! Wenn ich in Deutschland wäre, würde ich jetzt Jonny anrufen, in voll aus dem Bett holen und ihn mit der Frage nerven: „Frühstücken?“. Er würde etwas Undeutliches murmeln und ich würde ihn in einer halben Stunde noch mal anrufen. Aber hier… Jan hat schon gefragt, ob ich ihm beim Autowaschen helfen möchte. Nee klar, so langweilig ist mir auch nicht. Ich sitze lieber im Garten, schaue den Vögeln, genauer gesagt Schwalben zu, wie sie im Sturzflug auf den Pool zu fliegen und im Fliegen ein Schlückchen Wasser trinken. Ich weiß, ist nicht wirklich großes Tennis, aber besser als Autowaschen.

Gestern, am Samstag, hab ich mir einige Gedanken zu den herrschenden Problemen im Centre gemacht, habe dies auch schon alles am PC ausgearbeitet und werde dies Morgen der Center-Managerin präsentieren. So war der Tag recht schnell rum.
Die Nacht war wieder etwas schwierig, denn es war/ ist Vollmond, da schlaf ich eh schlecht. Und scheinbar nicht nur ich, denn meine Freunde die Fledermäuse scheinen eine Party gemacht zu haben. Ok, ich hab jetzt keine laute Musik gehört, aber sie scheinen Squaredance getanzt zuhaben. Das war vielleicht ein Getrappel und Geflatter über meiner Zimmerdecke. Ich scheine noch mehr Untermieter zu haben, als nur Fledermäuse. Nein nein, ihr braucht mir nicht mit Vampiren oder so zu kommen. Es sind echt Fledermäuse und ich glaub nicht an Vampire, basta!
Meine anderen Mitbewohner, die Mücken und Moskitos, lassen mich nun doch in Ruhe, nachdem ich ein Anti-Mücken-Spray gekauft habe. Ok, ich besprühe mich damit jeden Abend, allerdings im Badezimmer und geh zwischen jedem Sprüher mal wieder zum Atmen ins andere Zimmer, aber es scheint zu helfen. Keine neuen Stiche. Zugegeben, gestern habe ich vergessen beim sprühen meine Uhr abzunehmen und nun ist das Plastik über dem Zifferblatt ganz trüb… Aber es hilft.

Es ist nun ‚quarter past three’ und ich werde mal ins Büro gehen und den Bericht online setzen. Vielleicht fahre ich dann doch noch ein bisschen raus an den Vaal oder so, mal sehen.
Melde mich bald wieder,
Steffi

everything is slow und die wilden Tiere

Oktober 27th, 2007

Meinen heutigen Bericht möchte ich zwei Themen widmen:

  1. dem Ausspruch „everything in South Africa is always slow“ und
  2. den “wilden” Tieren – hat ein bisschen was mit Statistik zutun, aber wartete es einfach ab.

Immer wieder höre ich, dass alles in Südafrika langsam ist und es wird sich immer wieder darüber beklagt. Meine Erfahrungen können dass nur bestätigen. Ja, alles ist langsam. Nehmen wir mal das Beispiel Internet. Ich brauche doch tatsächlich mindestens 10 Minuten um mich bei meinem Provider in meinem Webmail-Account anzumelden. Hm, in Deutschland brauche ich dafür höchstens eine. Dann ist der Computer und /oder das Internet so langsam, dass ich noch nicht einmal Fotos in mein Internettagebuch einstellen kann (Aber dafür gibt es ja zum Glück Jonny). Allerdings benötige ich noch mal rund eine Stunde, nachdem ich mein Account geöffnet habe um eine Email zu schreiben und evtl. auch noch Fotos als Anlage, einzufügen. Ich scheine einfach zu viel zu erwarten.

Und wehe, die Email ist mit der Anlage größer als ein MB. Vergiss es, dann wird sie halt nicht gesendet.

Hier schein aber auch die Uhr anders zu ticken. Ich meine nicht, dass die Stunde mehr als 60 Minuten hat und die Minuten sind auch hier 60 Sekunden lang und so weiter. Ich meine, dass wenn man 9 Uhr sagt, es auch mal 10 Uhr oder halb Elf werden kann. Kein Problem, man übt sich in Geduld und wartet entweder oder man läst es. Aus Heute kann auch mal schnell morgen oder sogar nächste Woche werden. Alles eine Frage der Geduld und der südafrikanischen Gelassenheit, die man hier nötig braucht.

Es herrscht hier so ein bisschen eine „Ja-Ja-Mentalität“ ganz nach dem Motto „komm ich heut nicht, komm ich vielleicht morgen“.

Die Menschen hier scheinen nicht wirklich in Eile zu sein, auch nicht im Supermarkt. Es wird gebummelt, im Weg gequatscht, die Leute sehen sich das Brot auch erst viermal an, bevor sie es in den Wagen legen, gehen dann einen Meter, kommen noch mal zurück, schauen noch mal, nehmen doch ein anderes, Fragen noch mal nach, und dies alles in einer Gelassenheit, ob sie nichts anderes zutun hätten. Auch die gleiche Art und Weise wird auch die Straße überquert. Ich sagte ja bereits, die ganze Stadt ist ein einziger Zebrastreifen.

Es gibt allerdings auch eine Ausnahme. Der Straßenverkehr. Laut Gesetz sind innerhalb der Stadt 60 km/h erlaubt, diese werden auch komplett ausgereizt. Es wird durch kleine Straßen genauso gebrettert wie durch große Hauptverkehrsstrasse. Und eigentlich fährt man in der Stadt mind. 80 km/h. Man muss sich hier anpassen oder man hat verloren. Ok, ich fahre nur 60 max. 70 km/h, aber halte mittlerweile auch nicht wirklich an Stoppschildern. Nur so antäuschen, dann weiterfahren und alles im 2. Gang.

Die wilden Tiere….

Hab ich schon erwähnt, dass ich einen Baboon (Affen) gesehen habe? Ok, ich saß im Auto und er am Straßenrand, aber „mitten“ in der Stadt auf dem Weg zu meiner Arbeitsstelle. Ich hab gedacht mich laust der selbige, aber es ist wahr. Ich habe einen Affen in der freien Natur gesehen. Die anderen wilden Tiere, die immer wieder plötzlich und unerwartete die Straße überqueren sind Kühe. Hier gibt es scheinbar keine umzäunten Weiden oder Kuhhirten oder so, denn die Kühe laufen hier einfach frei herum, grasen mal auf der einen Seite der Straße, mal auf der anderen. Ob sie und wie sie abends nach Hause finden, ist mir ein Rätsel, aber irgendwie scheint es zu funktionieren.
Hmm, ihr fragt euch bestimmt, wo ist die Statistik? Kommt jetzt! Der nächste Absatz ist allen Päda-Statistikern gewidmet, die in den Genuss gekommen sind, eine Vorlesung bei Frau Rahn erlebt zu haben.

Frau Rahn hatte doch immer die besten Beispiele: Rauchen und Fitness, der Blinde und der Einäugige unter den Sehenden und die Kausalität von Kindergeburten und Störchen. Die Statistik besagt doch, dass es in den Regionen, in denn es viele Störche gibt auch viele Kinder geboren werden. Dies ist bewiesen, allerdings besteht doch nur eine „einseitige Kausalität“, denn nicht überall wo Störche sind werden Kinder geboren und auch nicht überall wo Kinder sind, sind auch Störche. Oder wie war dass? Ist auch nicht ganz so wichtig, denn hier gibt es viele Störche (sehe jeden morgen einen im Garten) und viele Kinder (habe zwischen 140 und 200 Kinder täglich im Centre)……

Die wildesten Tiere, die ich bisher gesehen habe, sind nach wie vor die unzähligen Insektenarten. Mücken, Moskitos, Spinnen, kleine Ameisen, mittlere Ameisen, große Ameisen, Libellen, Käfer und natürlich meine besten Freunde und Mitbewohner, die Fledermäuse. Hey, nennt mich einfach Batgirl….

In diesem Sinne
sala hantle (bye-bye [oder für Tim und Verena „bucht-bucht“] auf Sesotho)

Steffi

Die Lewe in Parys

Oktober 22nd, 2007

Den heutigen Bericht möchte ich mal dem südafrikanischen Essen widmen. Diejenigen, die mich kennen, wissen ja, dass ich gerne südafrikanischen Wein trinke und dass es kaum etwas gibt, was ich nicht esse. Ausnahmen sind Lachs, Muscheln, Rosenkohl, Innereinen und dies war es eigentlich auch schon. Kaum war ich angekommen, fragte Kokkie mich auch schon, ob ich spezielle Wünsche bezüglich des Essens habe, ob ich auf irgendetwas allergisch bin oder ob ich wohlmöglich Vegetarierin bin. Ich überlegte kurz, ob ich sagen sollte: „Nee, aber Veganer Stufe 5, ich esse nichts was einen Schatten wirft“. Entschied mich aber dagegen und antworte, dass ich lediglich auf Lachs allergisch sei. Das englische Wort für Rosenkohl viel mir nicht ein (sprouts) und ich dachte, naja, dann isst’e den halt. Im Laufe der einstündigen Autofahrt fiel mir dann die Sachen mit den Innereien ein. Shit, was heißt zum Teufel Innereien auf Englisch. Ok, dann zählst’e halt alles auf, was du nicht magst. Also: tongue, brains, lung, heart, liver, stomach … Bis hierher pflichte mir Kokkie bei und nickte fleißig, als ich aber kidney sagte war sie echt enttäuscht. Denn es gibt doch nichts Leckeres als gebratene Nieren mit Pilzen zum Frühstück, meint sie. Ich sag euch, ich bin so froh, dass mir diese Innerei-Geschichte noch eingefallen ist. Die Vorstellung morgens gebratene Nieren auf dem Teller zu haben erschaudert sich schon sehr! Zum Glück hatten wir dies geklärt, aber es ist schon interessant was man hier so isst. Zum Frühstück gibt es hier immer was Gebratenes. Eier – sunny side up- , Würstchen, Speck, Hamburger, Omelett, Fischstäbchen, oder Tomaten. Dazu gibt es immer Toast, Butter, Marmelade und Instantkaffee. Zum Lunch gibt es Muffins oder kleine Käse-Brötchen mit Butter und Marmelade, dazu trink man Tee, eigentlich pappsüß mit Milch. Als Supper gibt es tolle Kombinationen. Heute zum Beispiel gab es Hühnchen mit Reis, brauner Sauce, gebackenes Gemüse (Zwiebeln, Kürbis, Paprika, Süßkartoffeln, etc) und Kartoffeln. Alles Lecker, aber die Kombi Reis und Kartoffeln ist schon komisch…Interessant finde ich auch, dass man in jedem Supermarkt eine Theke findet, die einer Pommesbude gleicht. Dort werden warme Speisen, Pommes, gebratene Hähnchen und ähnliches angeboten. Selbst das „Nationalgericht“ pap wird dort angeboten. Pap ist ein pappiger Maisbrei, der kaum Eigengeschmack besitzt und mit dem man auch gut Löcher in der Wand verschließen könnte. Der Knaller ist, dass es sogar Maggi-fix für pap zu kaufen bekommt. Ok, nicht von Maggi aber von Knorr…Hier gibt es überhaupt viel Instant, Fertigprodukte, Würz- und Backmischungen zu kaufen. Ich habe heute mit Kokkie gebacken. Ok, wir haben eine Backmischung für Muffins mit der Geschmacksrichtung Banane-Walnuss mit Eiern und Öl vermischt, in eine Form gefüllt und in den Ofen geschoben. Aber genau das ist hier backen!
Das Gemüse, das es zum Abendessen gab, ist auch schon fertig im Folienpack im Kühlregal des Supermarkts zu finden. Das Hähnchen kam aus dem Eisschrank, der Reis aus der Tüte, die Sauce für den Reis und die Marinade für Huhn ebenfalls, lediglich die Kartoffeln waren frisch.Verrückte Welt. Es wird eine Menge Müll durch diese Fertigprodukte produziert, alles ist in Einwegverpackungen, sei es Milch, Saft oder Wein. Denn auch Glas kommt in den normalen Müll, neben Papier, Pappe und beispielsweise Batterien. Und dann regt man sich über den Klimawandel auf und das niemand etwas dagegen unternimmt. Huch, jetzt bin ich aber ganz vom Thema Essen abgekommen. War aber auch so weit fertig damit. dirty-pool.JPG
Vielleicht zum Abschluss noch ein paar Worte zum Pool. Ich hab mich ja ein bisschen darüber ausgelassen, dass Kokkie mir ihre Probleme zum Thema: „Der Pool ist nicht ganz blau“ erzählte. Ich muss nun zugeben, dass sie Recht hat. Der Pool ist nicht ganz blau und dies ist noch geschönt!!! Seit den Gewitterstürmen Ende der letzten Woche ist der Pool grün, braun und total ekelig.
Ich mag nicht mehr darin schwimmen und begründete dies Kokkie gegenüber damit, dass ich Angst hätte, dass sich ein Krokodil darin befindet, da man ja nichts sehen könnte, nicht mal den Grund. Ich meinte das mit dem Krokodil natürlich als Scherz, aber sie sagte, ja schwimm mal besser nicht, denn es könnten Krokodile drin sein. Schluck! Ich hoffe, sie wollte mich auf den Arm nehmen. Aber macht euch doch selber ein Bild vom Zustand des Pools.